Kampf des Willens Ch. 04

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Dies ist das vierte Kapitel einer längeren Geschichte. Die ersten beiden Kapitel befinden sich im Bereich Mind Control, das dritte im Bereich Non Consent. Dieses Kapitel nun befindet sich im Bereich Horror – das folgende wird wahrscheinlich wieder im Bereich Mind Control sein. Allerdings mischen sich in allen Kapiteln Horror, Non Consent und Mind Control Elemente – sollten euch also Geschichten mit diesen Elementen nicht gefallen, seid ihr hiermit gewarnt.

Natürlich empfehle ich, alle Kapitel zu lesen, aber für diejenigen, die lieber nur dieses hier lesen wollen, eine kleine Zusammenfassung:

Ein geheimnisvolles Medaillon taucht in der Kleinstadt Leskow auf, und gibt dem Träger ungeahnte Macht über andere Menschen.

Laura muss dies am eigenen Leibe erfahren: Unter dem Zwang des Medaillons ist sie zunächst ihrem Mitschüler Martin, später ihrem Lehrer Herrn Seger vollkommen ausgeliefert. Doch sie lernt es, sich von dem Einfluss zu befreien – aber der Träger des Medaillons kann immer noch andere Menschen beeinflussen, und so ist es für Martin, nachdem er sich das Medaillon zurückerobert hat, ein leichtes, Laura in Gefangenschaft zu nehmen.

~~~

Still liegt der Leskower See, nicht eine Welle kräuselt seine Oberfläche.

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Auch im Wald rührt sich kein Blatt. Die Stadt Leskow, am Ufer des Sees, ist seltsam still. Die Einwohner haben sich in ihre Häuser zurückgezogen, sie alle scheinen auf etwas zu warten. Es ist, als stehe das Leben der Stadt still.

Würde man die vereinsamten Straßen verlassen, um eines der Häuser zu betreten, so käme man in stille Räume. Es ist früher Abend, die Bewohner sitzen gemeinsam am Tisch, wie es üblich ist um diese Zeit.

Aber wenn man sie ansähe, blickte man in seltsam ausdruckslose Gesichter, reglose Menschen, die in den Küchen um den Tisch sitzen und stumm zu Abend essen. Kein Gespräch findet statt, die Eltern fragen ihre Kinder nicht, ob sie ihre Hausaufgaben gemacht haben, sprechen auch nicht darüber, wie es auf der Arbeit war. Sie essen schweigend, ohne Appetit, aber auch die Kinder protestieren nicht gegen ihr Gemüse.

Die Stadt schweigt und wartet, und der See liegt so ruhig zwischen Stadt und Wald, als warte auch er.

Als stehe alles Leben still.

***

Die untergehende Sonne schien wie Flammen zwischen den Bäumen hindurch. Es war Anfang September, und noch war die Luft warm, aber Laura erinnerte sich an die Kühle der letzten Nacht. Mit einem Zittern dachte sie daran, dass es schlimmer werden würde, kälter, jede Nacht. Und regnen würde es bald auch mehr und mehr. Vielleicht wollte er sie einfach erfrieren lassen? Sie stand auf, und packte mit beiden Händen die Gitter des Käfigs, in dem sie gefangen war.

„Martin! Martin! Ich brauche eine Decke, und zwar sofort. „

Nichts regte sich in dem kleinen Häuschen, das etwa zwanzig Meter von Lauras Käfig entfernt stand. Nur Rauch stieg schnurgerade aus dem Schornstein, einziges Zeichen, das die Hütte bewohnt war.

„Martin!“

Dieses mal schrie die junge Frau lauter, wütend, so dass sich ihre Stimme überschlug. Im Haus begann ein Hund wie wild zu bellen.

„Martin!“

Endlich öffnete sich auch die Tür, und eine alte, rundliche Frau trat heraus. Ihr Haar war zerzaust, ihre einstmals bestimmt teure Kleidung sah schmutzig und zerrissen aus. Ihr Gesicht spiegelte eine gewisse Müdigkeit wieder, war aber sonst ausdruckslos. Um sie herum sprang ein kleiner schwarzer Pudel und bellte wie verrückt, doch die Frau reagierte nicht auf ihn.

Als die Frau den Käfig erreicht hatte, schlüpfte das Tier zwischen den Gitterstäben durch zu Laura um eifrig ihre Hand zu lecken.

Laura begann automatisch, den Hund zu streicheln, doch ihre Augen waren an der alten Dame vorbei noch immer auf die Tür der Holzhütte gerichtet.

„Martin!“

„Meister Martin schickt mich, um Fräulein Laura mitzuteilen, dass er sie erschießt, wenn sie nicht sofort still ist,“ sagte die Frau mit monotoner Stimme.

„Meister Martin!“ Laura lachte, wenn auch ohne Freude. „So nennt er sich jetzt? Dann geh mal und sag dem Meister Martin, dass mir kalt ist, und dass ich noch eines Nachts erfriere, wenn er mich weiter so nackt im Freien herumhocken lässt.

Die alte Dame schlurfte davon, der Pudel blieb zurück bei Laura, und schaute sie mit treuen Augen an. Dass mit seinem Frauchen irgendetwas nicht stimmte, hatte das Tier bemerkt, und auch die anderen Menschen hier verhielten sich merkwürdig. Die einzigen, die überhaupt noch zu wissen schienen was sie taten, waren die Frau, die hier nackt in einem großen Metallkäfig gefangen saß, und dieser merkwürdige Mann.

Und den Mann mochte der Pudel überhaupt nicht.

Zuerst hatte er ihn immer angebrüllt und getreten. Irgendwann hatte er dann damit aufgehört, aber was folgte, war noch schlimmer. Immer wieder hatte er den Hund angestarrt, und dann hatte Fifi ein seltsames Prickeln im Kopf gespürt, das ihn ganz irre machte. Meist war er geflohen, hatte sich im Wald versteckt, oder bei der Frau im Käfig Zuflucht gesucht. Manchmal aber hatte er sich, bevor er fliehen konnte, plötzlich an den seltsamsten Stellen wiedergefunden.

Einmal sogar auf dem untersten Ast eines hohen Baumes, zwei Meter über dem Erdboden.

Die Frau im Käfig war wirklich weitaus angenehmer als der Mann. Sie streichelte ihn und redete mit ihm. Ihre Stimme klang allerdings immer traurig. Und den Mann schien sie genauso wenig zu mögen wie er selbst, Fifi. Der jedoch näherte sich ihr nie auf mehr als fünf Meter, und Fifi spürte so etwas wie Angst in dem Mann, wenn er der Frau zu nahe kam.

Die Tür der Hütte öffnete sich wieder, und Frauchen schlurfte auf den Käfig zu. Schwermütig stand der Hund auf, zwängte sich wieder durch das Gitter, und lief auf die alte Dame zu. Sie hatte ihn zwar nicht gerufen, und schenkte ihm auch weiterhin keine Beachtung, aber sie war ja trotzdem sein Frauchen.

Die alte Dame hielt ein graues Bündel in den Armen. Als sie den Käfig erreichte, drückte sie es wortlos zwischen den Gitterstäben hindurch, und drehte sich dann um.

Der Pudel folgte ihr zurück in die Hütte. Es war Zeit für das Abendessen, das wusste er. Die Hauptaufgabe seines Frauchens war es, für den bösen Mann zu kochen, und wenn er geschickt war, konnte Fifi immer wieder ein paar Brocken Fleisch stehlen.

***

Laura wickelte sich seufzend in die Decke. Noch hatte der Abend nicht die Wärme des Tages vertrieben, aber zum ersten Mal seit Wochen bekam sie die Gelegenheit ihren nackten Körper zu bedecken, und das gab ihr ein Gefühl der Sicherheit.

Sie hatte etwas von ihrer Intimsphäre zurückgewonnen.

Fast zwei Monate war es nun her, dass Martin sie unter vorgehaltener Pistole durch die ganze Stadt bis in den Wald geführt hatte. Er hatte dabei darauf geachtet, dass er immer wenigstens einen halben Meter Abstand zu ihr hielt. Laura hatte gewusst, dass er es nicht wagen würde, die Kräfte des Medaillons gegen sie anzuwenden. Zu frisch war noch immer die Erinnerung daran, wie es ihm ein Jahr zuvor ergangen war.

Die Pistole aber würde er bestimmt anwenden, wenn er musste, und Laura war lieber dem Weggefolgt, den er ihr wies.

Sie war noch immer nackt gewesen, der Schweiß der drei Polizisten klebte an ihr und eingetrockneter Samen spannte die Haut an ihren Beinen.

Die Stadt war durchaus nicht leer gewesen, immer wieder begegneten ihnen Menschen, doch diese schienen Laura und Martin gar nicht zu bemerken. Mit ausdruckslosen Gesichtern gingen sie an ihnen vorbei.

Laura konnte nicht umhin, Martins Umgang mit dem Medaillon zu bewundern — Herr Seger hatte ihres Wissens meist nur ihre Gedanken, manchmal auch vielleicht die von zwei oder drei Menschen gleichzeitig, mit Hilfe des Schmuckstücks kontrolliert. Martin schien die ganze Stadt unter Kontrolle zu haben. Zumindest all die Menschen, die sich ihnen näherten.

Einige Male hatte Laura auf dem Weg Freunde gesehen, und einmal rief sie verzweifelt den Namen einer früheren Schulfreundin.

Das Mädchen blieb stehen, doch in ihren Augen war kein Wiedererkennen, kein Verständnis der Situation zu sehen. Martin richtete seine Pistole von Laura auf das reglose Mädchen, und seine Stimme, so ruhig sie war, schnitt kalt in Lauras Herz:

„Wenn du irgendwas versuchst, erschieße ich die da zuerst. Und noch ein paar andere. Eigentlich muss ich nicht mal meine Energie aufs Schießen verwenden, ich kann die ganze Stadt dazu bringen, sich gegenseitig zu erledigen.

Danach war Laura ihm ohne Widerrede gefolgt.

Im Wald hatte Martin sich in Herrn Segers Hütte eingerichtet. Laura hatte er zunächst mit der Hilfe des nun willenlosen Lehrers an einen Baum gefesselt — er selbst wagte es noch immer nicht, sie auch nur anzufassen. Bald waren weitere Helfer aus Leskow dazugekommen, die Martin immer um sich hatte, und die Laura abwechselnd bewachten, bis sie schließlich den großen Metallkäfig, in dem sie nun gefangen saß, brachten.

Was Martin wohl vorhatte? Sie war sich sicher, dass er irgendeinen Plan hatte. Und dass er sie hier am Leben erhielt, obwohl er eindeutig Angst vor ihr hatte… So sehr Laura auch darüber nachdachte, sie konnte keine Erklärung finden.

Die Sonne war inzwischen untergegangen, am besten wäre es wohl, wenn sie ein wenig schliefe. Essen bekam sie wohl heute keines mehr, aber das überraschte sie nicht weiter.

Laura schloss die Augen, und war binnen weniger Minuten eingeschlafen.

***

Da war es wieder, dieses seltsame Flimmern in der Luft, dieses Gefühl, am Rande eines Abgrundes zu stehen. Fifi erhob sich und knurrte. Martin saß auf seinem Bett und starrte den Hund an, der sich wie immer in die dunkelste Ecke der kleinen Hütte verkrochen hatte.

„Nun mach schon, du blödes Vieh.

Auf den Hinterbeinen tanzen sollst du,“ murmelte Martin, ohne seinen Blick von dem knurrenden Hund abzuwenden. Um seinen Hals baumelte das Medaillon, Martin spürte die Kraft, die von ihm ausging. Die Kraft, mit der er ohne Probleme selbst mehrere Menschen auf einmal kontrollieren konnte. Warum nur war es bei dem Hund so viel schwerer? Er hatte den Verdacht, dass dem Menschen unähnlichere, kleinere, einfachere Wesen, eine Fliege oder Ameise vielleicht, noch schwerer unter Kontrolle zu bringen waren.

Aber er würde es lernen. Da war er sich sicher.

Das seltsame Gefühl in Fifi hatte nachgelassen, und seufzend legte der Pudel sich wieder auf seinen Platz. Er traute dem Mann nicht, solange Martin da war, musste er wachsam bleiben. Wenn nicht sein Frauchen hier wäre, dann wäre er längst im Wald verschwunden.

Für den Moment schien alles ruhig, der Pudel beschloss ein wenig zu schlafen.

Bevor er jedoch dazu kam, war das Flimmern wieder da, und der Abgrund zog ihn herunter, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Alles wurde schwarz in ihm, und nur noch ganz vage spürte er, dass er sich auf seine Hinterbeine erhob.

***

Regentropfen trommelten auf die Plastikplane, die Martin vor ein paar Tagen über ihren Käfig gespannt hatte. Zitternd kroch Laura tiefer in ihren Schlafsack. Gemeinsam mit der Plane hatte Martin ihr endlich auch den Schlafsack gegeben, sonst wäre sie in den letzten Nächten wohl erfroren.

Auch so war es noch kalt genug, schließlich war es ja schon Oktober.

Die Zeit verging langsam. Martin wagte sich nach wie vor nicht zu nah an sie heran. Hin und wieder brachte ihr die alte Frau etwas zu essen, aber sie war vollständig unter Martins Kontrolle. Ebenso ging es Herrn Seeger, mit dessen Hilfe Martin die Plane auf dem Käfig befestigt hatte. Auch einige Jungs aus ihrer früheren Schulklasse tauchten hin und wieder auf, doch sie beachteten Laura nicht einmal.

Laura wusste nicht, was Martin mit ihnen, oder mit Leskow im Allgemeinen vorhatte. Vielleicht hatte er ja gar keinen Plan. Er konnte inzwischen große Gruppen von Menschen ohne Probleme kontrollieren, auch ohne dass diese sich in seiner Nähe befanden. Laura verstand nicht, warum er weiter in seiner Hütte im Wald wohnte, als ob er sich verstecken müsse.

Hin und wieder tauchten Mädchen auf, Laura kannte die meisten aus der Schule.

Die Tatsache, dass es ihnen nun wohl ähnlich erging wie ihr selbst vor ein paar Jahren, berührte sie kaum noch. Manchmal fragte sie sich, warum sie eigentlich immer noch versuchte, ein wenig Verstand in Martin zu reden, warum sie nicht einfach aufgab. Viel Sinn machte ein Leben in diesem Käfig nicht, und eine einzige Nacht ohne ihren Schlafsack oder die Decke könnten sie wohl leicht von ihrem Leiden erlösen.

Aber irgendetwas hinderte sie daran.

Vielleicht war es doch so ein kleiner Hoffnungsschimmer. Martin hatte Angst vor ihr, und er konnte sie nicht kontrollieren. Und wahrscheinlich als einziger Mensch in ganz Leskow wusste Laura, was hier vor sich ging. Martin schien die Stadt nach und nach ganz unter seine Kontrolle zu bringen. Und wenn er erst einmal die Stadt beherrschte, wie würde es dann weitergehen? Nicht auszudenken. Nein, sie selbst, Laura, musste weiterleben, und abwarten, bis sich irgendeine Gelegenheit bot, Martin zu bremsen.

Ein leichtes Kitzeln auf ihrem Gesicht riss Laura aus ihren Gedanken. Mit der Hand wischte sie sich über die Wange. Etwas kleines, dunkles, saß nun auf ihrem Handrücken. Dem Mädchen schauderte es. Eine Spinne! Sie hasste diese Tiere. Seit sie ein Kind gewesen war, machten sie ihr Angst. Einen Moment lang beobachtete sie, wie die Spinne eilig mit ihren acht Beinen auf Lauras Arm zulief, dann schüttelte sie die Hand zwischen den Gitterstäben des Käfigs, und das Tier fiel draußen in das braune Gras.

Laura fühlte sich wieder wohler. Aber was hatte denn eine Spinne in ihrem Käfig zu suchen gehabt? Verkrochen die sich bei diesen Temperaturen nicht? Vielleicht war sie ja durch Lauras Körperwärme angelockt worden. Das Mädchen nahm sich vor, sobald es hell war, ihren Schlafsack gründlich auszuschütteln. In ihrer Vorstellung sah sie schon Hunderte der kleinen Achtbeiner durch ihren Käfig krabbeln. Da würde sie wohl wieder einmal die ganze Nacht kein Auge zu kriegen.

***

„Einen wunderschönen guten Morgen!“

Da war eine Fröhlichkeit in Martins Stimme, die Laura für einen Moment zum Lächeln brachte, während sie die Augen öffnete, um in einen überraschend warmen und sonnigen Oktobertag zu blicken. Martin stand direkt vor ihrem Käfig, ja er drückte sogar sein Gesicht gegen die Stäbe, als ob er sie so besser erkennen konnte. Er war nicht allein, neben ihm standen zwei junge Männer, die Laura vom Sehen her kannte.

Das Lächeln schwand aus Lauras Gesicht, so schnell wie es gekommen war. Mit dem Erwachen kehrte auch die Einsicht in ihre Situation zurück. Martins Fröhlichkeit konnte nichts Gutes bedeuten. Doch eine morbide Neugier trieb sie dazu, sich wenigstens ein Stück weit aus ihrem Schlafsack zu schälen, um besser sehen zu können, was genau da vor sich ging. Während sie sich zum Sitzen aufrichtete, schnipste sie mit dem Finger eine Spinne vom Schlafsack — davon fand sie inzwischen jeden Morgen einige.

„Und, wie hast du geschlafen?“ Martin sprach in einem ganz alltäglichen Ton, als sei sie ein Gast in seinem Haus, und gerade zum Frühstück erschienen.

Laura antwortete nicht.

„Schau, ich habe zwei alte Freunde mitgebracht. Kannst du dich noch an die beiden erinnern?“

Laura sah sich die beiden Männer neben Martin genauer an. Ja, beide waren mit ihnen zusammen auf die Schule gegangen.

Einer hatte schon vor zwei Jahren seinen Abschluss gemacht, Laura kannte ihn aber noch vom Sehen her, der andere war aus ihrem eigenen Jahrgang, und irgendwie ahnte Laura, dass er wohl im letzten Jahr einer ihrer „Kunden“ gewesen war.

Jetzt hatten die beiden jedoch den selben weggetretenen Ausdruck im Gesicht, den Laura schon von der alten Frau, von Herrn Seger, und jedem anderen der in Martins Nähe geriet kannte. Mit einem Schaudern dachte Laura an jene Stunden im Verhörraum der örtlichen Polizei zurück, als sie eben jenen Gesichtsausdruck auch auf dem Gesicht ihres Onkels, des Kommissars Stefan Rombach, erkannt hatte.

Martin wollte doch nicht…

„Macht den Käfig auf. „

Er hatte gesprochen, bevor Laura den Gedanken auch nur zu Ende denken konnte, und einige Sekunden später wurde sie von zwei Paar kräftigen Händen gepackt, und hinaus auf die herbstliche Lichtung gezerrt. Martin stand still daneben und grinste, als sei die Art in der Laura sich wand und wehrte das Lustigste, was er je gesehen hatte.

„Ich dachte, du hättest mal ein wenig Abwechslung nötig,“ sagte er mit sarkastischem Ton, und beugte sich über Laura, während die anderen beiden sie zu Boden drückten, so dass sie sich nicht bewegen konnte.

Laura wußte, dass er sich ihr nur deshalb so sehr zu nähern wagte, weil sie im Augenblick vollkommen hilflos war. Sie ahnte, was ihr bevorstand, aber Angst vor Martin hatte sie nicht. Zu groß war ihre Verachtung für ihn. Statt ihn einer Antwort zu würdigen, hob sie den Kopf so weit es ging, und spuckte in sein Gesicht. Die Strafe folgte sofort, in Form einer Hand die schmerzhaft auf ihrer Wange landete und durch ihre Wucht ihren Hinterkopf zurück gegen den harten Boden prallen ließ.

Es war nicht Martin, der sie geschlagen hatte, sondern einer der beiden Männer.

Einige Sekunden lang war Laura wie benommen, nur langsam drang der brennende Schmerz in ihrem Gesicht zu ihr durch. Als sie die Augen wieder öffnete, hatte sich Martin's Gesicht etwas von ihr entfernt, aber noch immer trug es das gleiche, selbstzufriedene Grinsen.

„Ach nein, Laura, so etwas ist eklig,“ sagte er ruhig, und wischte sich den Speichel aus dem Gesicht.

Dann sah er zu, wie einer seiner beiden Helfer Laura weiter zu Boden drückte, während der andere ihre Beine packte und auseinanderzog, um Martin vollen Blick auf ihr Geschlecht zu erlauben. Martin stieß einen zufriedenen Seufzer aus.

„Hm, das bringt nette Erinnerungen… Aber ich glaube, ich selbst hatte genug davon. Heute wollen wir unseren beiden Freunden hier das Vergnügen gönnen. Oder was denkst du, Laura. „

„Ich denke, dass du ein Arschloch bist,“ stieß Laura hervor.

Die nächste Ohrfeige ließ es ihr einen Moment schwarz vor Augen werden.

„Ts ts, was für Worte. Ich dachte, du seist eine junge Dame?“

Mehr noch als ihre eigene Hilflosigkeit, als die Hände der beiden Männer, die nun gierig ihren ganzen Körper betatschten, ihre Brüste und ihren Hintern rauh kneteten, versetzte die Selbstzufriedenheit in Martins Stimme Laura in Wut. Obwohl sie wußte, dass es nichts brachte, obwohl die Erfahrung aus dem Polizeiverhörraum ihr noch lebhaft im Gedächtnis geblieben war, begann Laura sich zu winden.

Sie bekam einen Arm frei, und schlug damit so heftig sie konnte nach ihren Peinigern.

Einer der beiden packte darauf ihre beiden Arme, und drückte sie nach oben, über ihren Kopf. Er selbst setzte sich auf ihre Brust, sein Gewicht nahm Laura für einen Moment den Atem. Mit einer Hand hielt er noch immer ihre Handgelenke, drückte sie auf den Boden, mit der anderen umfasste er Lauras Kopf, und drückte ihr Gesicht gegen den Reißverschluss seiner Jeans.

Laura fühlte, dass er darunter hart war.

Er ließ ihren Kopf wieder los, und auch ihre Arme, mit denen Laura sich nun wieder zu wehren versuchte, ihn von sich herunter stoßen wollte. Er schien das jedoch kaum zu spüren, und begann seelenruhig, seine Hose zu öffnen, und sie gemeinsam mit der Unterhose weit genug herunterzuziehen, dass die beachtliche Größe seines Schwanzes nun frei vor Laura in die Luft ragte.

Mit der einen Hand packte er nun die Haare des Mädchens, und zog so kräftig an ihnen, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als den Kopf in die gewünschte Richtung zu heben.

Sie hatte das Gefühl, er würde ihr gleich die Kopfhaut abreißen. Mit der anderen Hand umfaßte er nun ihr Kinn, und zwang sie den Mund zu öffnen. Dann schob er seinen Schwanz zwischen ihre Lippen, Laura spürte einen salzigen Geschmack auf ihrer Zunge.

Sie wollte sich weiter wehren, wollte zubeissen, aber sein Griff in ihrem Haar und um ihr Kinn war so hart, dass sie an nichts denken konnte, als diesem Schmerz zu entgehen.

Sie erlaubte ihm, so tief in ihren Mund einzudringen, wie er wollte, und als er begann, ihren Kopf mit Hilfe ihrer Haare wieder und wieder vorwärts zu ziehen, folgte sie dieser Bewegung so gut es ging. Mehrere Male mußte sie würgen, glaubte fast zu ersticken. Längere Zeit konnte sie sich auf nichts anderes konzentrieren, als den nicht abnehmenden Schmerz an ihrer Kopfhaut, und den Versuch, hin und wieder wenigstens ein bisschen Luft zu bekommen, und sich möglichst nicht zu übergeben.

Dann jedoch fühlte sie, dass der andere Mann, den sie schon fast vergessen hatte, wieder ihre Beine packte, und sie auseinanderdrückte. Laura konnte ihn nicht sehen, aber sie ahnte, dass auch er sich inzwischen von seiner Hose befreit hatte.

Sie spürte seine Hand, die nach ihrem Geschlecht tastete, mit einem Finger eindrang. Ihr Körper reagierte darauf, während der Finger zunächst nur schwer eindringen konnte, ging es schnell leichter.

Dann fühlte Laura, wie er sich über sie beugte, und statt eines Fingers nun seinen Schwanz in sie führte. Sie versuchte sich zu winden, sich ihm zu entziehen — aber der andere hielt ja noch immer ihren Kopf, saß halb auf ihrer Brust, und machte ein Entkommen unmöglich. Laura konnte nichts dagegen tun, dass die beiden immer wieder, und immer schneller in ihren Mund und ihre Muschi stießen.

Einmal ließ derjenige, der sich mit ihrem Mund vergnügte, ein wenig nach, ließ auch ihr Haar für einige Momente los, und Laura konnte den Kopf ein Stück weit drehen und kurz nach Luft schnappen.

Sie spürte den anderen, der weiterhin gnadenlos in ihre Höhle stieß, jetzt deutlicher und schmerzhafter, da sie sich nicht mehr darauf konzentrieren musste, nicht zu ersticken.

Außerdem konnte sie jetzt für einen Moment Martin sehen. Er saß etwa einen Meter von den dreien im Gras, sah ihnen mit offenem Mund zu. Auch seine Hose war offen, und er hielt seinen Schwanz in der Hand und rieb ihn heftig. Dann umfasste der andere wieder Lauras Gesicht und zwang sie, ihren Mund erneut zu öffnen.

Sie schloss die Augen — sie konnte sich nicht wehren, nur hoffen, dass alles schnell vorbei sei.

Schließlich wurden beide Männer immer schneller, Laura spürte, dass sie bald kommen würden. Als es soweit war, sie schmeckte den Samen des einen auf ihrer Zunge, fühlte, wie sich die Ladung des anderen in sie ergoss, da spürte sie etwas warmes, klebriges, das sie an ihrer Stirn, auf ihren Wangen, in ihr Haar traf.

Sie öffnete die Augen und sah Martin, der inzwischen näher an sie herangetreten war, über ihr stand, und gleichzeitig mit den beiden anderen gekommen war — oder eher, die beiden anderen gleichzeitig mit ihm.

***

Bläh! Der kleine Hund würgte und schüttelte sich. Vor ihm lag ein halb zerkauter Fisch, den er gerade wieder ausgespuckt hatte. Wie war der in seine Schnauze gekommen? Er verabscheute Fisch, soviel war klar.

Fiffi stand auf, und wollte an den See gehen, um ein wenig Wasser zu trinken. Doch seine Nase stupste gegen kaltes, hartes Eis. Würde der Pudel sich besser mit Jahrreszeiten und Ähnlichem auskennen, so wäre ihm wohl klar, das etwas Seltsames im Gange war — schließlich war seine letzte Erinnerung, kaum fünf Minuten schien sie im vergangen, im Schein der warmen Septembersonne gewesen.

Doch schon wurde dem kleinen Hund wieder schwarz vor Augen, und er merkte gar nicht, wie er sich erneut seinem Fisch zuwandte, und ihn auffrass, während ihn der seltsame Mann, den er doch hasste, streichelte und dazu murmelte:

„Na also, es geht doch.

Mit Hunden geht es leichter als ich dachte. Man muss nur sehr einfach denken. „

***

Spinnen, überall Spinnen. Selbst in ihren Träumen verfolgten sie Laura. Sie hatte keine Ahnung, warum die Biester im tiefsten Januar noch so eifrig im Freien herumkrabbelten, und warum ausgerechnet ihr Käfig sie magisch anzuziehen schien. Laura hatte es längst aufgegeben, sie immer wieder von ihrem Schlafsack herunter zu sammeln, und tröstete sich nur damit, dass es hier ja wohl keine giftigen Spinnen gab.

Ihre Angst vor den Tieren hatte abgenommen — sie fing an, sich an sie zu gewöhnen.

Ansonsten war Lauras Leben eher ruhig. Und kalt. Hin und wieder brachte Martin wieder die beiden jungen Männer aus der Schule mit, ansonsten ließ er Laura auch weiterhin in Ruhe. Er hielt sich inzwischen mehr in der Stadt auf, Laura fragte sich, was er dort wohl trieb.

Schon wieder eine Spinne.

Die Biester hielten sich wirklich am liebsten auf ihrem Schlafsack auf.

Laura hatte Hunger — ihr fiel plötzlich ein, dass sie die alte Frau seit zwei Tagen nicht mehr gesehen hatte, und dementsprechend nichts zu essen bekommen hatte. Herr Seeger tauchte hin und wieder auf, sein Gesichtsausdruck abwesend, er bedachte Laura keines Blickes, stellte ihr nur eine neue Flasche mit Mineralwasser in den Käfig.

Laura versuchte ihn dann anzusprechen — immerhin hatte er ja selbst früher das Medaillon getragen, vielleicht könnte er sich also besser gegen seinen Einfluss wehren als die anderen.

Aber es brachte nichts, sie konnte auf dem Gesicht des Lehrers keine Reaktion ablesen.

Laura seufzte. Im Grunde war ihr langweilig. Und kalt. Sie wünschte, irgend etwas würde passieren — dass sie aus diesem Käfig heraus könnte, dass sie nicht immer nur hier herum sitzen müsste und darüber grübeln, was Martin denn vorhaben könnte.

***

Die Sonne schien warm in ihr Zimmer. Um sie herum waren Stimmen.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Kind!“ Das war Mama. Sie blinzelte. Papa war auch da. Und Oma und Opa. Alle standen um einen Kuchen, auf dem fünf Kerzen standen. Sie sah an sich selbst herunter: Aus einem rosa Kleidchen staken dünne Kinderbeine.

„Ich will Geschenke,“ hörte sie sich selbst sagen.

Plötzlich stand ein riesiger Berg von Paketen vor ihr, die Eltern und Großeltern standen noch immer bei dem Kuchen und lächelten.

„Packe sie nur alle aus, sie sind deine. „

Sie riss das Papier von einem Paket.

‚Vielleicht ist es eine Puppe,‘ dachte sie.

Plötzlich stak ein langes, haariges Bein aus dem Paket. Mit einem kleine Schrei ließ sie es fallen. Eine Spinne krabbelte aus dem Papier.

Sie sprang ein kleines Stück zur Seite und ergriff das nächste Paket.

Etwas vorsichtiger löste sie nun das Papier: und ließ wieder plötzlich alles fallen, als ein riesiges, achtbeiniges Biest versuchte, an ihrem Arm hochzuklettern.

Geschockt drehte sie sich zu ihren Eltern um. Die lächelten noch immer.

„Mach sie alle auf. Das sind deine Geschenke. „

„Ich will keine Geschenke mehr,“ flüsterte sie.

Die Gesichter der Eltern veränderten sich. Irgendwie wurden sie runder, plumper, aber sie lächelten weiter.

„Mach sie auf. Alles für dich. „

Von dem Geschenkeberg ertönte ein Geräusch, wie wenn Papier zerreißt. Die Geschenke begannen sich selbst zu öffnen. Überall erschienen lange, haarige Beine und kleine, runde Körper.

Die Eltern und Großeltern sahen plötzlich alle vier gleich aus. Sie sahen aus wie… Ja wie… Martin!

Und sie merkte plötzlich, dass sie gar nicht fünf Jahre alt war, sondern 20, und kein rosa Kleid trug, sondern in einem Schlafsack steckte.

Und der ganze Schlafsack war mit Spinnen bedeckt, einige klein, andere riesig groß, und alle krabbelten sie auf ihr ungeschütztes Gesicht zu.

Laura wollte schreien, aber einige Spinnen waren ihrem Gesicht schon gefährlich nahe, und sie presste die Lippen aufeinander und wimmerte nur. Die Arme presste sie schützend vor ihr Gesicht, und wusste nicht wohin sie sich wenden sollte, als sie überall, an ihrem Nacken, in ihrem Haar, und nun auch in dem Schlafsack das Kitzeln der dünnen Spinnenbeine spürte.

Dann drang ein Lachen zu ihr durch. Martin!

Sie versuchte ihre Augen zu öffnen, und durch ihre schützenden Arme nach ihm zu spähen — aber ihre ganze Sicht war verdeckt von kleine schwarzen Spinnenleibern.

Dann, endlich, bewegten sich die Spinnen von ihren Körper, und liefen letztendlich in alle Richtungen davon. Laura richtete sich auf. Sie zitterte am ganzen Körper, sie glaubte noch immer die haarigen kleinen Beine auf ihrem Rücken, an ihrem Hals, in ihrem Haar zu spüren.

Unweit von ihrem Käfig stand Martin, sein Haar war wirr, sein Gesichtsausdruck manisch.

„Meiner Macht sind keine Grenzen mehr gesetzt! Bald kann ich alles kontrollieren! Alles!“

Dann drehte er sich um, und ging ins Haus. Laura war wieder allein. Sie zog die Beine an ihren Körper, umfasste ihre Knie mit den Armen und legte ihren Kopf darauf. Seit langer Zeit zum ersten Mal weinte sie wieder.

***

Tropf. Tropf.

Die Sonne schien auf den Käfig. Die schwere Last Schnee, die noch immer auf der Plastikplane lag, schmolz langsam dahin, und immer wieder drangen Tropfen in Lauras Käfig.

Tropf. Tropf.

Laura lag wach auf dem Boden, und starrte hungrig in Richtung von Martins Hütte. Seit vier Tagen hatte sie ihn schon nicht mehr gesehen, oder etwas zu Essen erhalten — ihren Durst zumindest konnte sie mit Schnee löschen.

Aber der Hunger machte sie langsam verrückt. Es war nicht das erste mal, dass Martin sie für einige Zeit vergaß, aber dieses mal war bisher das Längste.

Irgendwo hinter dem Häuschen bewegte sich etwas. Laura sprang auf, presste ihre Gesichte gegen das Gitter ihres Käfigs, als ob sie so besser sehen konnte. Nach einiger Zeit sah sie Herrn Seger, der irgendwelche Dinge in Richtung Hauseingang trug.

„Hey! Komm her! Bitte!“

Sie wusste, dass Schreien und das Rütteln am Gitter keine Wirkung haben würden, aber es war eine gute Art, ein wenig von ihrem Frust loszuwerden.

Zu Lauras Überraschung jedoch, sah Herr Seger plötzlich auf. Für einige Momente starrte er zu Laura hinüber — dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu.

***

‚Das ist eine Falle. Das muss eine Falle sein,‘ dachte Laura zum Hundersten Mal.

Dennoch starrte sie unverwandt auf die Käfigtür, auf den Schlüssel, der außen noch immer steckte, und mit ein wenig Geschicklichkeit durch die Gitterstäbe erreichbar sein musste.

Irgendjemand hatte ihr in der Nacht etwas zu essen gebracht, ohne sie dabei zu wecken, und im ersten Morgengrauen hatte Laura die Suppe und das Brot hungrig heruntergeschlungen, bevor sie aufsah, und den Schlüssel entdeckte. Seitdem saß sie hier, und dachte darüber nach, ob es sich um eine Falle handelte, und was Martin tun würde, wenn sie versuchte zu fliehen. Vielleicht wartete er ja nur auf einen Anlass, sie endlich zu töten.

Aber… war es nicht möglich, dass der Schlüssel wirklich nur versehentlich steckengeblieben war? Wenn Herr Seger, oder die alte Frau, oder irgendjemand anders das Essen gebracht hatte, und Martin vielleicht nicht in der Nähe war, irgendwo in der Stadt stattdessen — war seine Kontrolle dann noch groß genug, um solche Kleinigkeiten wie einen Schlüssel im Blick zu behalten?

Und wenn es eine Falle war — wie viel schlimmer konnte es denn werden? Es war Frühling, die Morgensonne schien warm in ihren Käfig.

Es musste mindestens April, vielleicht sogar schon Mai sein. Sie war also bereits seit acht oder neun Monate in diesem Käfig gefangen. Acht oder neun Monate, mit niemandem, mit dem sie reden konnte, ohne Abwechslung, wenn man einmal davon absah, dass sich Martin hin und wieder damit vergnügte, sie von irgendwelchen Männern nehmen zu lassen und dabei zuzusehen. Wenn er sie umbrachte, oder umbringen ließ — war das wirklich schlimmer als das hier?

Entschlossen stand Laura auf, und streckte ihre Hand durch das Gitter.

Ein leichter Frühlingswind kam auf, und Laura, die im Aufstehen aus ihrem Schlafsack geschlüpft war, fröstelte. Ihre Finger umfassten den kleinen, metallenen Schlüssel. Der Wind nahm zu. Sie schaute zum Himmel auf: Dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne, ein Sturm schien vom See her heraufzuziehen.

‚Jetzt oder nie,‘ dachte Laura entschlossen, und drehte den Schlüssel herum. All ihre Muskeln waren angespannt — vielleicht stand Martin schon bereit, wartete nur auf ihren Versuch zu fliehen.

Doch nichts passierte. Nur die Käfigtür öffnete sich mit einem leisem Quietschen. Vorsichtig, langsam, setzte Laura einen Fuß nach draußen, auf das weiche, nasse Frühlingsgras. Ein Regentropfen fiel auf ihr Gesicht, ansonsten geschah nichts. Sie lief weiter. Es fühlte sich wunderbar an, die Beine zu bewegen, die eigenen Muskeln zu spüren. Laura wußte, dass sie nicht schnell oder weit gehen können würde: Sie war solche Anstrengungen nicht mehr gewöhnt. Das Beste würde wohl sein, im Wald zu verschwinden.

Dort könnte sie sich verstecken. Wer weiss wann Martin ihr Verschwinden entdecken würde — er schien in letzter Zeit ständig beschäftigt, aber man konnte nie wissen.

Der Wind nahm zu, und in der Ferne hörte Laura einen Donnerschlag, der sie zusammenzucken ließ. Dass ausgerechnet jetzt ein Gewitter aufkommen musste… Die Bäume begannen bedrohlich zu wanken. Fast sah es so aus, als würden sie nach Laura greifen. Der Himmel war inzwischen fast so dunkel wie in der Nacht.

‚Ich muss schnell einen Unterschlupf finden‘, dachte Laura.

Fast schon hatte sie das Ende der Lichtung erreicht, da ertönte hinter ihr ein Schrei. Ein tiefes, donnerndes Brüllen, wie sie es noch nie gehört hatte. Unwillkürlich wandte sie den Kopf, und blieb vor Schreck wie angewurzelt stehen: Martin stand in der Tür seiner Hütte.

„Stop!“

Er sah anders aus als sonst.

Sein Haar war länger, und hing ihm wirr ins Gesicht. Die Brauen waren gefährlich zusammengezogen. Das ganze Gesicht wirkte dunkler, wütender — nur Martins Augen waren hell, und selbst auf die Entfernung von mindestens 30 Metern schien es Laura, dass sie wie Feuer leuchteten. Martins streckte beide Hände nach oben, in Richtung Himmel, und im selben Augenblick barst aus den schweren Wolken am Himmel ein so heftiger Regen, dass der Boden unter Lauras Füßen innerhalb weniger Momente zu Schlamm wurde.

Sie konnte kaum einige Meter weit sehen vor lauter Regentropfen. Nur Martins drohende Figur, obwohl so weit entfernt, war noch immer als dunkler Schatten erkennbar.

„Stop!“

Seine Stimme grollte dunkler als der Donner. Dann sah Laura, dass Martin langsam aber zielstrebig auf sie zuschritt. Mit jedem seiner Schritte grellte ein Blitz auf, der sie fast erblinden ließ.

‚Das ist er! Er macht das Gewitter!‘ schoss es ihr durch den Kopf.

Und zum ersten mal seit langer Zeit spürte sie wieder wirkliche Angst.

Langsam stolperte sie rückwärts, keinen anderen Gedanken im Kopf, als dass sie wegmusste von hier. Martin lief weiter langsam auf sie zu. Er würde es nicht wagen, das Medaillon gegen sie anzuwenden, dessen war sich Laura sicher. Und wenn sie erst einmal im Wald war, würde er sie nicht mehr finden können, und wenn er es tagelang gewittern ließ.

Laura drehte sich um, begann zu rennen. Der Wind nahm noch stärker zu, dicke Regentropfen und nasse Blätter klatschten ihr ins Gesicht. Sie kam kaum an gegen den Sturm. Aber schon war sie zwischen den Bäumen, hier drang der Regen weniger durch, sie konnte den Boden wieder sehen und schneller laufen.

„Stop!“ ertönte Martins Stimme ein drittes Mal, doch Laura lief weiter.

Dann, plötzlich, verfing sich ihr Fuß.

Laura fiel der Länge nach hin. Sie war sich sicher, dass der Weg vor ihr frei gewesen war. Sie wußte, dass Martin ihr immer näher kam. Schnell richtete sie sich auf, wollte weiterlaufen. Ein Schlag auf den Hinterkopf ließ sie wieder nach vorne fallen. Ihr wurde schwarz vor Augen, sie kämpfte darum, bei Bewußtsein zu bleiben. Was hatte sie zu Fall gebracht? Martin war noch immer einige Meter entfernt.

Wieder versuchte Laura auf die Beine zu kommen, zuerst auf alle Viere.

Doch bevor sie sich ganz aufrichten konnte, spürte sie einen schneidenden Schmerz, als sei ein Seil um ihr Bein gewickelt, dass sie rückwärts und dann nach oben zog. Ein weitere Windstoß ließ Kälte eisig in Lauras Körper schneiden.

Erschrocken sah sie nach oben: Um ihr Bein war ein dünner Ast gewickelt und zog sie nach oben. Wie dürre Arme streckten sich weitere Äste nach ihr aus, und nach wenigen Momenten war Laura in der Luft ausgestreckt, jeder Arm und jedes Bein in eine andere Richtung gezogen von den Zweigen der umliegenden Bäume.

Und zu ihrem Schock sah sie, dass die Zweige nun dicker wurden, zu kräftigen Ästen, die um ihre Hand- und Fußgelenke herumwuchsen, so dass sie kaum noch fähig war, sich zu bewegen. Dann sanken die Äste herunter, die Bäume beugten sich unnatürlich, bis Laura nur ein kleines Stück über dem Boden war, ihr nackter Körper ungeschützt, Arme und Beine von sich gestreckt.

Nun trat Martin an sie heran. Er stand direkt vor ihr — er war etwas größer als Laura, aber da sie ein kleines Stück vom Boden erhoben war, waren ihre Gesichter genau auf derselben Höhe.

Sie spürte seinen Atem.

„Ich kann mehr kontrollieren, als du dir vorstellen kannst,“ sagte er selbstzufrieden. „Alles gehorcht mir. Und wenn du mir nicht gehorchen willst, dann bleibst du hier im Wald bis du verrottest. „

Seine Hände berührten ihren Körper, faßten ihr zwischen die Beine. Laura hörte wie Martin's Atem schneller wurde.

„Ich habe keine Angst mehr vor dir,“ flüsterte er.

Er begann ihren Nacken zu küssen, während seine Hände mit großer Ungeduld und Fahrigkeit seine Hose zu öffneten.

Als er seinen schwammigen Körper an Laura presste, spürte sie etwas Heißes an ihrer Brust: Das Medaillon, das Martin noch immer trug. Verzweifelt versuchte sie, die Kraft die von ihm ausging zu spüren, irgendwie mit dem Ding Verbindung aufzunehmen, um Martins Einfluss auf die gesamte Umwelt zu brechen, um selbst wegzukommen — doch sie schaffte es nicht.

Martin indessen presste seinen steifen Schwanz gegen ihr Geschlecht, drang langsam in sie ein, und begann dann in einem gleichmäßigem Rhythmus in Laura zu stoßen.

Obwohl er dabei weitaus weniger brutal vorging, als wenn er sie von jemand anderes nehmen ließ, empfand Laura mehr Ekel als sie bisher überhaupt empfunden hatte — vergleichbar vielleicht nur mit dem Moment, als sie, eine Ewigkeit schien es her, zum ersten Mal herausfand, dass Martin sie kontrollierte, und was er mit ihr tat.

Martins Atem wurde schon bald immer schneller, er stieß leise Grunzgeräusche aus, und es schien ihn nicht weiter zu berühren, dass Laura die Tränen über das Gesicht liefen.

Ein leichtes Klatschen war jedes Mal zu hören, wenn sein Körper fest gegen den ihren prallte.

Nach wenigen Minuten ging ein Beben durch Martins Körper, sein Grunzen wurde lauter, und er verzog das Gesicht, während Laura spürte wie sich sein Samen in sie ergoss.

***

Lauras Körper schmerzte. Zwar war die Position, in der die Bäume sie hielten, inzwischen weitaus bequemer, und Martin ließ sie auch regelmäßig frei, damit sie sich strecken und bewegen konnte.

Dennoch, das hier war noch schlimmer als der Käfig, in dem er sie bis vor einigen Wochen gefangen gehalten hatte.

Sie war nicht nur Wind und Wetter vollständig ausgesetzt (wenn es in der Nacht besonders kalt wurde, brachte Martin ihr Decken oder zündete in der Nähe ein Feuer an, aber Laura hatte trotzdem den Eindruck, dass sie meist entweder fror oder unter der Hitze der Frühsommersonne litt) — sie war auch Martin ausgeliefert, und er nutzte dies oft mehrmals am Tage aus.

Laura schauderte es bei dem Gedanken an seine breiten Hände, die ihren Hintern und ihre Brüste kneteten, an den Geschmack seiner Zunge in ihren Mund, und an sein grunzendes Stöhnen, wenn er in ihr kam.

Manchmal konnte sie Herrn Seger sehen, der irgendwelche Dinge für Martin erledigte, die Hütte reparierte, was auch immer. Und manchmal schien er aufzusehen, zu ihr herüberzublicken, ein seltsam verwirrter Ausdruck in seinem Gesicht. Laura begann jedes mal nach ihm zu rufen, jedoch ohne Erfolg.

***

„Ich bin es: Laura!“

Lauras Stimme verriet die Frustration darüber, dass er sie nicht zu erkennen schien. Der Lehrer war eigentlich nach Martin der letzte Mensch auf der Welt, mit dem sie zu tun haben wollte, dem sie nah sein wollte — doch im Moment war er ihre einzige Hoffnung.

„Du musst dich gegen Martin wehren! Du musst ihm die Kette abnehmen, die er trägt!“

Herr Seger sah sie mit glasigen Augen an.

Er war nicht mehr vollständig unter Martins Kontrolle, soviel war klar. Aber er war auch nicht wirklich frei, und Laura wusste nicht, wie viel er verstand.

Plötzlich trat der Lehrer dichter an sie heran. Seine Augen waren klarer als sie seit fast einem Jahr gewesen waren, und ihr Ausdruck war plötzlich hungrig, gierig.

„Laura,“ flüsterte er, und sein Blick wanderte über ihren nackten, hilflosen Körper.

Erleichterung und Angst durchfluteten Laura gleichzeitig — Herr Seger war wach, bei Bewusstsein! Aber er schien nicht Rache an Martin im Sinn zu haben.

Er streckte seine Hand in Lauras Richtung aus, berührte ihre Brüste, ihren Bauch, ihr Geschlecht — als wollte er fühlen, dass sie es wirklich war. Dann, plötzlich, hielt er inne, sah sich verwirrt um. Er entdeckte die Bäume, die Laura in Gefangenschaft hielten, und seine Verwirrung wuchs.

„Was… was ist passiert? Wo sind wir? Warum…?“

„Martin hat das Medaillon,“ konnte Laura endlich erklären.

„Wir müssen es ihm abnehmen und es zerstören. „

Her Seger sah noch immer verwirrt aus. Sein Blick wanderte zurück zu Lauras Händen und Füßen — es war deutlich, dass sie selbst niemandem etwas abnehmen konnte.

„Warum sollte ich?“ fragte er schließlich.

Laura seufzte. Es war zum verrückt werden.

„Willst du in seiner Kontrolle bleiben?“

„Das meine ich nicht,“ erklärte der Lehrer.

„Warum sollte ich das Medaillon zerstören? Warum sollte ich dir helfen? Warum sollte ich nicht Martins Platz übernehmen? Das Medaillon hat noch mehr Macht, als ich dachte — und wenn jemand wie Martin lernen kann, sie zu kontrollieren, dann stell dir erst vor, was ich damit anfangen kann. Die Welt wird nie wieder so sein, wie sie einmal war. „

Laura wusste nicht, was sie sagen sollte. An die Moral, an den gesunden Menschenverstand Herrn Segers appellieren? Er hatte bereits bewiesen, dass er keines von beiden besaß.

„Ich…“ Laura zögerte. Dann nahm sie sich zusammen — es ging nicht nur um sie selbst, es ging um die ganze Welt. „Wenn du mir hilfst das Medaillon zu zerstören, dann kannst du mit mir machen, was du willst. Ich meine… nicht durch Zwang… ich werde freiwillig dir gehören. „

Herr Seger überlegte einige Momente. Dann trat er so nah an Laura heran, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte.

„Beweise es,“ flüsterte er, bevor seine Lippen die ihren berührten.

Instinktiv wollte Laura zurückweichen, ihrem Ekel Ausdruck verleihen — aber sie wusste, dass dies ihre einzige Chance war. Sie öffnete ihre Lippen, ließ die Zunge des Lehrers in ihren Mund eindringen, erwiederte seinen Kuss, suchte seine Zunge mit der ihren. Für einige Momente verlor sie sich in dem Gefühl seiner Lippen, der Wärme seines Mundes. Sie vergass, wen sie da küsste — ein anderes, längst vergessenes Gesicht tauchte in ihrer Erinnerung auf.

Daniel.

Sie ahnte nicht, dass auch Herr Seger an jemand anderen dachte, während er sie küsste, dass seine Hände, während sie ihren nackten Körper ertasteten, sich vorstellten, dass ihre weiche Haut die einer Frau war, die inzwischen seit über einem Jahr tot war.

Laura spürte seine Finger an ihrem Geschlecht, sie drangen problemlos ein — der Gedanke an den Freund, den sie seit so vielen Jahren nicht gesehen hatte, hatte sie erregt.

Wenn sie nur weiter an ihn dachte, sich vorstellte, dass er es war, der nun statt der Finger mit seiner Männlichkeit in sie drang, mit schneller werdendem Atem in sie stieß — dann würde sie es auch schaffen Herrn Seger zu überzeugen. Sie bannte den Namen Seger aus ihrem Kopf. Daniel, dachte sie immer wieder. Daniel.

Herr Seger war etwas größer als Martin — und während sie noch immer in der selben Stellung in den Bäumen hing, in der sich sonst Martin mit ihr vergnügte, fühlte sie doch die Veränderung.

Der Schwanz des Lehrers drang genau im richtigen Winkel in sie, und in Lauras Unterkörper baute sich eine Spannung, eine Erregung auf, die sie so noch nie empfunden hatte. Ohne es selbst zu merken, erwiderten ihre Hüften die Bewegungen des Lehrers, sie wollte mehr, wollte es heftiger, schneller. Und als sich all die Erregung in einer Explosion von Licht und Glück löste, musste sie all ihre Kraft aufwenden, nicht zu schreien.

***

Laura sah Martin schon von Weitem, und ihr Herz begann aufgeregt zu schlagen.

Herr Seger hatte entschieden, ihm in ihrer Nähe, hinter einigen Bäumen versteckt, aufzulauern. Wie vermutet kam Martin auch an diesem Abend zu ihr, seine kurzen Hosen versteckten seine Erregung nur unzureichend, und seine Aufmerksamkeit war nur auf Laura gerichtet. Sie hoffte, er wäre so zu sehr abgelenkt, um den sich anschleichenden Lehrer zu bemerken.

Als Martin ohne ein Wort an sie herantrat, sah Laura aus dem Augenwinkel eine Bewegung in den Büschen.

Jetzt musste es schnell gehen. Der Plan besagte, dass Herr Seger sich auf Martin stürzen, und ihm das Medaillon vom Hals reißen solle, noch bevor dieser dazu käme, sich zu wehren. Laura hoffte, dass die Bäume sie von selbst loslassen würden, sobald Martin das Medaillon nicht mehr in seiner Kontrolle hatte, so dass sie dem Lehrer beistehen könnte. Sie wollten Martin dann zunächst in den Käfig sperren, der immer noch an einem Ende der Lichtung stand, damit er ihnen nicht in die Quere kam bei ihrem Versuch, das Medaillon zu zerstören.

Laura sah Herrn Seeger und den Knüppel in seiner Hand den Bruchteil einer Sekunde bevor er auf Martin einschlug. Im selben Moment, da ihr Peiniger mit blutigem Schädel vor ihr zusammensank, lösten sich ihre hölzernen Fesseln, die Bäume richteten sich zu ihrer normalen Form auf.

Laura sank neben Martin auf die Knie, fühlte seinen Puls.

„Er ist tot!“

In ihrer Stimme mischten sich Erleichterung und Entsetzen.

„Wieso? Wir hätten ihn nicht zu töten brauchen…“

Sie blickte Herrn Seger vorwurfsvoll an. Dieser schien leicht außer Atem; er stand über Laura, blickte auf sie herab, den blutigen Knüppel noch immer in der Hand. In seinen Augen erkannte Laura ein Glänzen, das ihr Angst machte. Das Ganze war noch nicht ausgestanden. Sie griff nach der Kette um Martins Hals, streifte sie ab.

Als Laura sich aufrichtete, die Kette in ihrer Hand, trat Herr Seger einen Schritt auf sie zu und erhob den Knüppel.

„Gib sie mir,“ sagte er, mit heiserer Stimme.

Laura schüttelte den Kopf.

„Wir hatten eine Abmachung. „

„Vergiss die Abmachung. Denkst du, ich weiß nicht, dass du mir nur was vorgespielt hast? Ohne das Medaillon habe ich gar nichts mehr. Aber mit ihm gehört mir die Welt. „

Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, schlug der Lehrer ohne Warnung zu.

Gerade noch konnte Laura sich wegdrehen — sie war selbst überrascht, wie gut ihre Reaktionen trotz ihrer langen Gefangenschaft noch immer waren. Im nächsten Moment versuchte Herr Seger, sich auf sie zu stürzen und ihr das Medaillon zu entreißen. Laura wehrte sich, schlug um sich, und als sie sich befreien konnte, rannte sie ziellos davon, in den Wald.

Herr Seger folgte ihr, und nun merkte Laura, dass ihre Kräfte doch nachgelassen hatten, denn schon nach wenigen Metern hatte er sie eingeholt.

Er entriss ihr das Medaillon und lief, nun von dem Mädchen verfolgt, auf den See zu. Am Ufer blieb er kurz stehen — anscheinend etwas ratlos, vielleicht hatte er nicht gemerkt, in welche Richtung er lief — und Laura stürzte sich auf ihn. Der Länge nach fielen beide ins Wasser, und begannen sich im schlammigen Uferbereich zu rollen, jeder versuchte dem anderen die Kette zu entreißen.

Laura wusste, dass die Zukunft der ganzen Welt von ihr abhing — und natürlich ihre eigene Freiheit — und sie kämpfte mit einem Mut und einer Kraft, von der sie selbst nicht gewusst hatte, dass sie sie besaß.

Endlich hielt sie die Kette fest in ihrer Hand umschlossen, und Herr Seger war nirgendwo mehr zu sehen. Laura selbst war inzwischen so weit draußen auf dem See, dass ihre Füße nicht mehr den Boden berührten. War Herr Seger ertrunken? Sie hatte ihn eben noch von sich gestoßen, er hatte versucht, ihren Kopf unter Wasser zu drücken, und sie hatte die Geste erwidert. Der Gedanke, sie habe ihn umgebracht, berührte das Mädchen seltsam wenig.

Laura schaute sich um, die Oberfläche des Sees lag still da. Sie beschloss ans Ufer zu schwimmen, und endlich herauszufinden, wie man das Medaillon zerstören könnte.

Da, plötzlich, packte etwas Lauras Bein, und sie spürte, wie sie nach unten gezogen wurde, ins tiefe Dunkel des Sees. Schon war ihr Kopf unter Wasser. Verzweifelt ruderte sie mit den Armen, versuchte die Oberfläche wieder zu erreichen.

Sie wusste nicht, was es war, das sie da festhielt — Herr Seger? Oder hatte sich ihr Fuß in einer Wasserpflanze verfangen? Das Wasser unter ihr war dunkel, Laura konnte nichts sehen, und schnell ging ihr die Luft aus, Panik machte ihre Bewegungen unkoordiniert.

Es gab nur noch eine Möglichkeit zu entkommen, das wusste Laura — und es war gewiss besser als gerade jetzt zu sterben. Sie musste schnell handeln, sie merkte schon, wie sich ihr Mund und ihre Nase gegen ihren Willen öffneten, schmeckte das Wasser des Sees.

„Jetzt oder nie!“ dachte sie noch, bevor sie sich mit fahrigen Fingern die Kette mit dem Medaillon überstreifte.

***

Die Pflanzen am Ufer des Sees verbeugten sich, als ihre Königin an Land trat.

Die Königin war vollkommen nackt, und ihre Haare waren nass, doch der Glanz der untergehenden Sonne tauchte sie und ihre Umgebung in ein majestätisches Licht. Auf ihrer Brust, die sich noch immer schnell hob und senkte, ruhte golden und warm das Medaillon.

Die Königin sah sich um. Die Welt sah anders aus — alles war anders. Sie war nicht nur frei, das verstand sie jetzt. Bis eben war sie Laura gewesen, die dachte, man könne die Welt retten, indem man das Medaillon zerstörte.

Jetzt verstand sie alles besser, das Medaillon hatte es ihr gezeigt. Es strömte eine Kraft aus, die ihren ganzen Körper ergriff.

Die Welt war schlecht und traurig, aber sie hatte jetzt die Fähigkeit, ihr zu helfen. Die Menschheit hatte sich in den letzten Jahrhunderten, Jahrtausenden immer weiter ins Verderben geritten — Freiheit und Selbstbestimmung waren nicht gut für Menschen, das verstand sie jetzt. Aber sie, Laura, die Königin, konnte ihnen allen helfen.

Jetzt, mit ihr, würde eine neue Ära beginnen.

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