Michelle

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Eine der ersten (erotischen) Geschichten, die ich je geschrieben habe, in der ersten Fassung bestimmt schon über 20 Jahre alt und seit dem schon einige male umgeschrieben. Hier die letzte Fassung:

Michelle

(Wake up tonight,

tonight Michelle,

tonight,

Michelle,

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My Michelle

– Pink Turns Blue)

*

Die Tür war ganz einfach mit einem Dietrich zu öffnen gewesen und niemand hatte ihn gesehen. Im Inneren der Leichenhalle direkt neben dem Friedhof war es kühl.

Es roch sauber, etwas nach Desinfektionsmittel vielleicht, ansonsten war die Luft wie tot, fast geruchsfrei. Sogar die Blumen schienen wie Plastik – trotz ihrer aufdringlichen Fülle verströmten sie keinerlei Düfte. Morgen sollte hier die Beerdigung stattfinden, doch heute Abend wollte er mit ihr ein letztes mal allein sein.

Durch das aus bunten Glasstücken zusammengesetzte Fenster fiel das Licht der langsam der Nacht zu sinkenden Sonne. Die Lichtstrahlen fielen in einem Dutzend Farben in den Raum, auf die Blumen, auf den Sarg — und auf Michelles Gesicht…

Wie lange er nun schon vor dem aufgebahrten Sarg, den vielen Blumen drum herum und den wenigen, bereits verlöschenden Kerzen gestanden hatte, vermochte er nicht zu sagen: Eine halbe Stunde? Fünf Minuten? In einer fast meditativen Gedankenlosigkeit betrachtete er Michelle.

Sie war schön wie immer — nein, fast noch schöner: Ihre roten Haare glühten im Licht der untergehenden Sonne wie ein Feuer um ihr bildhübsches Gesicht. Ihre Haut war fast weiß, ihre schön geschwungenen Lippen blutrot.

Aber sie hatte immer eine helle Haut gehabt – wie Milch – und er fand, dass sie so wie sie da lag immer noch sehr lebendig aussah, bestenfalls, als würde sie schlafen. Und als würden sich die Augen hinter ihren Lidern manchmal bewegen… Aber das waren wohl nur die Schatten der wenigen Äste vor dem Fenster, die sich manchmal durch den Wind bewegten.

Oder seine Sinne, die ihn täuschten. Oder das Licht, das sich in den Tränen in seinen Augen brach.

Der Gedanke, dass irgendjemand sie wieder so zurecht gemacht hatte, liebevoll, so dass sie fast lebendig aussah, die Vorstellung, dass fremde Hände ihr Gesicht geschminkt, ihren wahrscheinlich nackten Körper hergerichtet und dafür wer weiß was mit ihm gemacht hatten, wie täglich mit wer weiß wie vielen andern (…Leichen…) widerte ihn an.

Das ließ ihn aus seiner Trance erwachen und etwas in ihm schien nun entgültig zu begreifen, dass seine Freundin tot war.

(…Leiche…!)

So unvermittelt, dass er beinahe selbst erschrak, stand er auf und ging ohne sich ein weiteres mal umzublicken hinaus. Er war hergekommen um sie noch einmal zu sehen, um sich von ihr zu verabschieden. Doch er hatte keinen klaren Gedanken fassen können und irgendwann hatte er es einfach nicht mehr ausgehalten. Er fand jetzt, dass es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war, hierher zu kommen.

Mittlerweile war es draußen schon fast vollständig dunkel geworden und das schwächer werdende Zwielicht schien Dinge erahnen zu lassen, die am sonnigen Tage im Verborgenen blieben…

Eilig ging er an Gräbern vorbei in Richtung Ausgang, als er plötzlich ein Rascheln hörte. Er drehte sich um und erschrak fürchterlich, als er in einem Gebüsch ein Paar glühende Augen zu sehen glaubte. Die Augen eines Raubtieres, wie die eines Wolfes… Als er genauer hinsah waren sie plötzlich verschwunden.

Nur die Blätter des Strauchs raschelten etwas. Vielleicht war es nur ein streunender Hund gewesen, vielleicht auch nur eine Reflektion der allerletzten Sonnenstrahlen, vielleicht auch nur Einbildung.

Aber der Schreck hatte ihn etwas klarer werden lassen. Er schüttelte den Kopf, als wolle er den Gedanken daran abschütteln, dass seine Michelle tot war und dass sie nie wieder reden sollten, sich nie wieder lieben würden, nie wieder irgendetwas miteinander erleben würden.

Sein Cabrio parkte direkt an der Friedhofsmauer. Er setzte sich hinter das Lenkrad des BMW „Youngtimers“ und fuhr los, Richtung Stadtgrenze. Er wollte nur ziellos in der Nacht herum fahren und er kannte einige Straßen, auf denen er um diese Zeit so schnell er wollte – und vor allen Dingen fast ohne anderen Autos zu begegnen – fahren konnte.

Besonders bei dieser Geschwindigkeit war nachts der Fahrtwind eigentlich viel zu kühl um offen zu fahren.

Aber der Wind vertrieb seine Gedanken und das war ihm eigentlich ganz recht. Er kramte im Handschuhfach seines Autos und fischte eine Kassette hervor, auf der mit Michelles schön geschwungener Handschrift „Joy Division“ geschrieben stand. Er fand, dass die Musik genau seiner momentanen Stimmung entsprach und schob die Kassette in sein Autoradio. Ein rhythmisches, waberndes Rauschen, dann erklang der einfache, melancholische Bass von „The Eternal“.

„The glory of loved one – now gone…“

Plötzlich schreckte er aus seiner relativen Gedankenlosigkeit hoch: Etwas stand mitten auf der Straße und er hatte es viel zu spät gesehen.

Und wieder diese leuchtend roten Augen, etwas wie der Hund oder – nein, es war definitiv ein Wolf! All das ging ihm in Bruchteilen von Sekunden durch den Kopf während er mit aller Kraft auf die Bremse trat und das Lenkrad nach links riss. Die Räder blockierten, der Wagen schleuderte seitlich auf freies Feld und überschlug sich.

**

Die lange, verschlungene Strasse, die er hinunter fährt ist rechts und links von hohen Felswänden gesäumt.

Er hat das beklemmende Gefühl, sie würde langsam, fast unmerklich immer schmaler werden. Egal wie viel er an den Knöpfen dreht, das Autoradio spielt auf allen Frequenzen nur ein Lied, „Sympathy for the Devil“ von den Rolling Stones.

Er kann kaum etwas erkennen. Die Scheinwerfer des Kombis (…Leichenwagens…?!) den er steuert, dringen nicht weit durch das Schneegestöber. Doch plötzlich erkennt er die Schemen eines Mannes am Straßenrand, winkend. Er hat das Verlangen, einfach weiter zu fahren, doch seine Füße scheinen einfach nicht auf sein Gefühl zu hören und treten die Bremse.

Ja, und der Mann würde wahrscheinlich Hilfe brauchen, vielleicht ist sogar jemand verletzt…

Der Wagen kommt erst einige Meter weiter zum stehen. Er kurbelt das Fenster der Beifahrertür hinunter und tastet nach der Innenbeleuchtung. Das Licht im Wagen geht an, es ist ungewöhnlich hell und wirkt kalt. Das wird auch der Grund sein, warum das Gesicht, das sich jetzt zum Fenster herunterbeugte, sehr eingefallen scheint. Die Haut sieht grau aus, faltig und irgendwie lederartig.

Die Augen liegen so tief in den Höhlen, dass diese ebenso gut hätten leer sein können, Das Haar ist weiß, sehr dünn und strähnig. Der ganze Mann wirkt wie eine getrocknete Leiche, eine Mumie, nur die Zähne sind schneeweiß, hervorstechend.

Und ein unerklärliches Entsetzen lässt ihn so plötzlich wieder Gas geben, dass der Alte mitgerissen wird. Seine Hand hält immer noch den Fensterrahmen der Autotür fest umklammert. Und er fährt noch schneller, tritt das Gaspedal weit durch, doch die Hand lässt nicht los.

Der Mann schreit nicht, keine Musik mehr, auch kein Motorengeräusch ist zu hören, nur die Geräusche eines Körpers, der über Asphalt und Schotter gezogen wird. Die Kleidung des Mannes muss schon längst mindestens bis auf die Haut durchgescheuert sein, die ledrige Haut bis aufs Fleisch, das weinige trockene Fleisch bis auf die Knochen. Doch er lässt einfach nicht los…

**

Als er wieder zu sich kam, stand das Auto glücklicher Weise wieder auf seinen vier Rädern auf einer Wiese.

Er spürte trocknendes Blut auf seiner Stirn, sein Nacken und sein Schädel schmerzten fürchterlich.

Langsam und benommen löste er den Gurt und versucht die Tür zu öffnen. Sie klemmte anfangs und er benötigte mehr Kraft. Als die Autotür sich endlich mit einem Ruck öffnete, purzelte er kopfüber in das Gras.

Die Nacht war noch ziemlich warm und das Gras etwas feucht. Nach einer Weile drehte er sich auf den Rücken und blieb so liegen, atmete tief, aber auch das schmerzte.

Als jemand plötzlich seinen Namen rief, merkte er, dass er wohl wieder eine Weile weggetreten gewesen sein musste. Hastig hob er den Kopf, doch ein Schmerz durchzuckte ihn, wie ein greller Blitz von seinem Nacken aus, ließ ihn für einen Augenblick etwas verschwommen sehen. Nur schemenhaft erkannte er ein Gestalt wenige Meter vor ihm stehen. Er bemerkte, dass sie näher auf ihn zu kam, ohne das sie wirklich zu gehen schien.

Es war eine Frau, sie war nackt…

Er erkannte Michelle, seine (tote!) Freundin, erst, als sie dicht vor ihm stand. Blankes Entsetzen erfasste ihn, dann kam ihm der Gedanke, er müsse doch noch bewusstlos sein und träumen. Das beruhigte ihn wieder und er wollte etwas zu ihr sagen, doch er hatte keine Gewalt über seine Stimmbänder.

(Also musste es ein Traum sein, schloss er daraus. )

Vielleicht hatte er sie auch nicht sofort erkannt, weil Haarsträhnen ihr Gesicht zur Hälfte verdeckten, und doch schien es ihm schön wie niemals zuvor, feenhafte Züge, makellos.

Die weiße Haut, im Mondlicht fast silbrig, der tiefrote, volle, weiche Mund und dann wieder die weißen, irgendwie größer und härter als sonst wirkenden Zähne bildeten einen erotischen Kontrast.

Am meisten aber fesselten ihn ihre Augen. Dunkelgrün und tief saugten sie seinen Blick auf, er konnte ihn nicht mehr abwenden. Sie hypnotisierten ihn, bannten ihn, als sie sich über sein Gesicht beugte und ihre Lippen sich seinen näherten, sie berührten.

Ihre Hände strichen über seinen Körper, über seine Kleidung, glitten unter sie, zogen sie aus. Die Berührungen ihrer Hände waren kühl und erregend. Sie küsste sein Gesicht, das Blut von seiner Stirn, seinen Hals, seine Kehle. Sie küsste seinen nun fast vollständig nackten Körper.

Ihre Liebkosungen fühlten sich so weich und schmelzend an, dann wieder heftig, wild. Er spürte ihre Lippen, ihre Zähne, sie glitten an ihm hinab, bis hinunter zu seinem Penis und fingen an, sich diesem hingebungsvoll zu widmen.

Ihre Lippen glitten, feucht und weich um seinen immer härter werdenden Schaft geschlossen, auf und ab, seine Eichel unter ihrer Zunge, dann wieder ein sanftes Saugen und zwischendurch immer wieder kurze Pausen, in denen sie inne hielt, grade so lange, bis er begann sich sehnen, sie würde weiter machen. Mit ihren Fingern begann sie seine Hoden zu streicheln, sie zu massieren.

Natürlich hatte sie ähnliches auch früher schon gemacht, Michelle war schon immer sehr leidenschaftlich gewesen.

Aber diesmal war es doch irgendwie anders, und auch wenn er nicht sagen konnte, was genau anders war, so spürte er doch das starke Verlangen, die große Leidenschaft, die von ihr aus strahlte.

(Aber war das nicht schließlich auch ein [sein] Traum und war da nicht alles genau so möglich, wie auch immer er es sich vorstellten mochte?)

Er hatte die Augen geschlossen und gab sich ganz den neuen, sehr erregenden Gefühlen hin, die sich extaktisch steigerten, bis er spürte, wie sich sein Glied förmlich aufbäumte, anfing zu zucken.

Er schrie plötzlich auf, aber nicht weil er am Höhepunkt seiner Lust angekommen war, sondern weil sie ihm kurz vorher in das empfindliche Fleisch auf der Unterseite seines Gliedes gebissen hatte. Reflexartig wollte er aufspringen und sie beiseite stoßen, aber er merkte, dass er sich nicht bewegen konnte — als wäre er am ganzen Körper festgebunden.

Michelle presste ihm eine Hand auf seinen Mund, fest, ließ keinen Protest, keine Frage zu.

Ihr Gesicht näherte sich wieder dem seinen und auf ihrer Unterlippe sah er einen kleinen Blutstropfen schimmern. Sie legte ihren rechten Zeigefinger an ihre Lippen, lächelte etwas und hauchte ein kaum hörbares „schschschsch!“. Dann nahm sie ihre andere Hand wieder von seinem Mund. Und er wollte trotz allem reden, sie fragen, was in sie gefahren war, was sie hier machte, warum sie nicht tot war! Doch seine Stimmbänder versagten ihm weiterhin ihren Dienst, so wie jetzt sein ganzer Körper nicht mehr unter seiner Kontrolle zu sein schien: Nur noch in der Lage zu empfinden, weder zu agieren noch zu reagieren.

Ausgeliefert.

Angst, fast ein wenig Panik überkam ihn, doch wurde diese wieder rasch verdrängt, als sich Michelle mit aufrechtem Oberkörper über seine Lenden hockte und er spürte, wie sein immer noch erigierter Penis zwischen das feuchte Fleisch ihrer Schamlippen drang. Sie fing an, ihre Hüften langsam auf und ab zu bewegen. Er sah, wie diesmal sie genussvoll die Augen schloss und anfing zu stöhnen, die blutroten Lippen leicht geöffnet.

Die kleine Wunde, die ihr Biss an seinem Penis hinterlassen hatte, fing an etwas zu brennen, durch die Reibung und weil sie mit ihren Körpersäften in Berührung kam.

Doch er konnte nichts untenehmen, er blieb regungslos liegen, während sie sich weiter unermüdlich über ihn auf und ab bewegte bis sie sich irgendwann etwas nach vorne hin überbeugte und sich mit ihren flachen Händen auf seine Brust stützte.

Dadurch, dass sein Schwanz nun in veräderten Winkel immer wieder in sie drang, brannten zwar die Spuren des Bisses nicht mehr so heftig, dafür aber krallten Michelles Fingernägel sich mit zunehmender Lust, ganz langsam, fast unmerklich steigernd, immer stärker in das Fleisch seiner Brust.

Bald rann Blut aus den zehn kleinen Wunden und er wollte schreien vor Schmerz, doch er blieb stumm, konnte nicht einmal stöhnen und wand sich innerlich.

Nach einer zeitlosen Ewigkeit merkte er, wie anscheinend völlig losgelöst vom Rest seines Körpers, seine Lenden zu zucken begannen, sein Glied immer härter wurde. Auch sie musste es gespürt haben, denn sie intensivierte noch einmal ihre Bewegungen, ihre Leidenschaft schien sich scheinbar in unendliche zu steigen.

Sie stöhnte laut, warf ihren Kopf zurück, schrie fast, in seinen Ohren fast ein Triumphgeheul. Nur sein Schrei blieb auch diesmal stumm, als er spürte, wie sein Saft langsam Aufstieg, er explodierte und scheinbar unendliche Stöße aus ihm heraus pumpte, ich in ihr ergoss, das Sperma an seinem Schaft hinunter lief, sich ihre Körpersäfte vermischten und sie dadurch besser auf und ab gleiten ließ.

Trotz allem schien ihm das der intensivste Orgasmus gewesen zu sein den er je gehabt hatte, aber langsam blendete das Gefühl aus, verlief und ließ ihn keuchend zurück.

Er rang nach Luft, sein Herz raste und ihm wurde schwindelig, dann schwarz vor Augen.

Diesmal konnte er allerdings nicht lange weggewesen sein, denn als er wieder Bewusstsein erlangte, ging sein Puls und sein Atem immer noch schneller und die kleinen Wunden an seiner Brust brannten höllisch. Seine Freundin kniete auf allen Vieren über ihn, ihre verschwitzten Haare hingen auf sein Gesicht hinab und sie grinste ihn erschöpft und lüstern an.

Offenbar hatte sie das Blut von seiner Brust geküsst, denn ihre Lippen waren blutverschmiert.

Dann beugt sie sich noch weiter zu ihn hinab, bis an sein linkes Ohr und flüsterte: „Nun schließ die Augen, ich werde dir jetzt etwas zeigen, das alles bisher Gefühlte – auch das eben – in den Schatten stellt. „

Als hätte er keine andere Wahl (und er hatte wohl keine), schloss er die Augen und fühlte nun bald ihre Lippen an seinem Hals, direkt über der Schlagader.

Er spürte den Puls seiner Vene, und sogar ihr Blut in ihren Lippen leicht pochen.

Ihre Lippen begannen an der Stelle zu saugen und seinen Körper durchfuhr ein wohliger Schauer. Er stöhnte auf.

Michelle öffnete nun langsam ihren Mund und der leichte Unterdruck, der sich zwischen ihren Lippen und seiner Haut aufgebaut hatte, verschwand. Dann glitten die Spitzen ihrer Zähne auf seiner Haut entlang und am Hinterkopf begannen sich, wie bei einer Gänsehaut, seine Haare aufzurichten und ein leichtes Ziehen, ein Kribbeln breitete sich auf seinem Schädel aus, ging von dort bis in sein Zahnfleisch und lief sein Rückgrad hinab.

Dann spürte er, wie sich ihre obern Reißzähne durch das dünne Fleisch hindurch in seine Hauptschlagader bohrten. Aber er verspürte keinen Schmerz, als sie in ihn eindrang – so wie er zuvor in sie eingedrungen war – auch nicht, als sie ihre Zähne wieder aus den beiden kleinen Öffnungen zog und zu saugen begann. Er konnte hören, wie das Blut durch seinen Körper strömte, dröhnend. Sein Herz wummerte, als kämpfe es aussichtslos gegen ein Vakuum an.

Und dann war da noch ein zweiter Rhythmus, der fast im Einklang mit seinen Herzen schlug und sein Blut zusätzlich aus seinen Adern zutreiben schien: Ihr Herz. Seines wurde bald immer schwächer und leiser bis es endgültig stehen blieb, während das ihre im gleichen Maße immer lauter und kräftiger schlug.

Bevor das letzte bisschen Leben aus seinem Körper wich, spürte er, wie etwas nasses, schweres auf seine Lippen tropfte. Er öffnete den Mund leicht und es rann ihn auf seine Zunge, schmeckte salzig, metallisch.

Blut! Es gelang ihm, seine Augen etwas zu öffnen und er konnte durch die Flecken, die vor seinen Augen tanzten, hindurch ein Handgelenk erkennen, aus dessen Schlagader der rote Lebensaft tropfte. Kraftlos und daher unfähig sich zu zur Wehr zu setzen, ließ er zu, dass immer mehr Blutstropfen in seinen Mund fielen und seine Kehle hinunter rannen.

Das Blut hinerließ eine brennende Spur in seinem Mund, seinen Rachen, seinem Schlund bis hinunter zu Magen.

Von dort breitete sich eine Wärme aus, die seinen ganzen Körper durchzog. Eine Übelkeit stieg in ihm auf, er glaubte, sich übergeben zu müssen. Erst sein Magen, dann sein ganzer Leib schien dagegen zu revoltieren, krampfte sich zusammen, bäumte sich auf. Die Wärme war zu einem Brennen geworden, das sich jetzt bis selbst in seine Fingerspitzen ausgebreitet hatte, als hätte er flüssiges Blei in seinen Adern, brannte ihn von Innen aus, machte Platz für etwas Neues.

Diesmal gelang es ihm zu schreien.

Fin.

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